Donnerstag, 5. Juni 2014
Abflug um 7 Uhr morgens, also stehe ich um 3.30 Uhr auf, um rechtzeitig am Flughafen Schönefeld zu sein. Am Sofioter Flughafen angekommen ziehe ich mit der EC-Karte 360 Leva (180 Euro) aus dem Automaten und hoffe, das reicht für 5 Tage. Dann mit dem Bus Richtung Innenstadt. Kostet 1 Lv, aber der Busfahrer kann nicht wechseln. Wir sind bestimmt nicht der erste Busfahrer und Passagier in dieser Situation, und so fahre ich eben schwarz mit. Die Leute im Bus sind alle sehr ernst. Ich beobachte und merke mir, wie man hier die Bustickets entwertet, sofern man eines hat. Die Fahrgäste, die ab dem Flughafen im Bus sitzen, sind sehr gepflegt (reisefein). Die, die unterwegs zusteigen, zumeist gar nicht. Gut angezogen ist, wer eine Jogginghose der Marke Adidas trägt. Es geht durch Vorstädte 12 km in Richtung Stadtzentrum. Häßliche, vernachlässigte Viertel einer postsozialistischen Metropole. An den Bushaltestellen große Menschenmassen. Auf den Bürgersteigen liegen wilde Hunde herum und schlafen. Vor allem Roma (an der dunkleren Hautfarbe zu erkennen) wühlen in Müllcontainern oder schieben einen mit Gerümpel vollgeladenen Karren über die Straßen. Als wir eine Metrostation erreichen, steige ich aus und fahre für 1 Lv (und bekomme am Schalter Wechselgeld) ins Zentrum. Große sozialistische Häuserblocks ohne jeden Charme prägen auch hier das Stadtbild.
Abflug um 7 Uhr morgens, also stehe ich um 3.30 Uhr auf, um rechtzeitig am Flughafen Schönefeld zu sein. Am Sofioter Flughafen angekommen ziehe ich mit der EC-Karte 360 Leva (180 Euro) aus dem Automaten und hoffe, das reicht für 5 Tage. Dann mit dem Bus Richtung Innenstadt. Kostet 1 Lv, aber der Busfahrer kann nicht wechseln. Wir sind bestimmt nicht der erste Busfahrer und Passagier in dieser Situation, und so fahre ich eben schwarz mit. Die Leute im Bus sind alle sehr ernst. Ich beobachte und merke mir, wie man hier die Bustickets entwertet, sofern man eines hat. Die Fahrgäste, die ab dem Flughafen im Bus sitzen, sind sehr gepflegt (reisefein). Die, die unterwegs zusteigen, zumeist gar nicht. Gut angezogen ist, wer eine Jogginghose der Marke Adidas trägt. Es geht durch Vorstädte 12 km in Richtung Stadtzentrum. Häßliche, vernachlässigte Viertel einer postsozialistischen Metropole. An den Bushaltestellen große Menschenmassen. Auf den Bürgersteigen liegen wilde Hunde herum und schlafen. Vor allem Roma (an der dunkleren Hautfarbe zu erkennen) wühlen in Müllcontainern oder schieben einen mit Gerümpel vollgeladenen Karren über die Straßen. Als wir eine Metrostation erreichen, steige ich aus und fahre für 1 Lv (und bekomme am Schalter Wechselgeld) ins Zentrum. Große sozialistische Häuserblocks ohne jeden Charme prägen auch hier das Stadtbild.
Auch Neubauten
oder renovierte Häuser bröckeln schon längst wieder. Die Menschen sind weder
freundlich noch unfreundlich, sondern indifferent. Sie gucken dich an, nehmen
aber keine Notiz von dir. Kleiner Bummel durch Nebenstraßen, die sind völlig
vergammelt, aber immerhin lebendig. Alles sehr einfach, insgesamt scheint es mir fast schlechter als Sachsen 1990. Es macht großen Spaß, die vielen kyrillischen Worte zu entziffern und deren Bedeutung zu entdecken.
Unterwegs Schuhproblem: Die
neugekauften Schuhe passen wirklich prima. Der linke aber fängt schon nach
kurzer Zeit an, den großen Zeh an einer bestimmten Stelle ganz schlimm
aufzureiben. Mitten in Sofia setze ich mich an den Straßenrand und ziehe Schuh
und Strumpf aus: Fast schon eine offene Wunde. Ich probiere es ohne Strumpf.
Schon 100m weiter geht es nicht mehr und ich wechsle in die Badelatschen. Ich
fürchte, die geplanten Wanderungen nicht machen zu können. Der linke Schuh hat,
wie ich durch Hineintasten feststelle, innen eine harte Stelle, irgendein
Material- oder Herstellungsfehler. Werde ich natürlich reklamieren, nützt mir
aber jetzt hier in Bulgarien nichts. Na, immer noch besser als Zahnschmerzen.
Ich laufe durch diese unsympathische Stadt zum Hauptbahnhof, der liegt etwas außerhalb der Innenstadt und ist ein sozialistischer Betonbau. Und zur Hälfte gesperrt, weil gerade große und laute Umbauarbeiten stattfinden, die aber sicherlich die Situation nicht verbessern werden.
Ich laufe durch diese unsympathische Stadt zum Hauptbahnhof, der liegt etwas außerhalb der Innenstadt und ist ein sozialistischer Betonbau. Und zur Hälfte gesperrt, weil gerade große und laute Umbauarbeiten stattfinden, die aber sicherlich die Situation nicht verbessern werden.
Die unterirdische
Passage unter der unvermeidlichen Schnellstraße besteht aus leerstehenden
Ladenlokalen. Deren Türen sind offen und es riecht streng nach Exkrementen…
vielleicht weil die Bahnhofstoiletten gebührenpflichtig sind. Und in den wenigen
vermieteten Lokalen sind trotz der problematischen Nachbarschaft Bistros,
Imbisse etc. !
Am Bahnhof ist wenig Publikumsverkehr, es fahren auch viel weniger Züge als in Deutschland. Nicht stündlich in jede Richtung, sondern nur 3-4 x täglich. Man wartet nicht auf dem Bahnsteig, da gibt es auch gar keine Sitzgelegenheiten, sondern in der Halle. Wenn auf der Anzeige bekanntgegeben wird, auf welchem Gleis der Zug fährt, geht man dorthin. Im Zug gibt es Abteile zu je 8 Plätzen. Ich bin ziemlich zeitig da und sichere mir einen Fensterplatz. Das ist auch gut, denn nach und nach füllen sich alle Plätze. Mir gegenüber sitzt eine alte Frau. Lehm ist an ihren Schuhen und Hosenbeinen. Die Zugfahrt hat noch etwas von der Bedeutsamkeit längst vergangener Jahrzehnte: 8 Fahrgäste werden in einem Abteil vorübergehend zu einer kleinen Gemeinschaft, ganz bunt durcheinandergewürfelt, wir alle haben nichts gemeinsam außer der Zugreise. Der Exot bin ich. Ich bin müde. Kann mich nicht entscheiden zwischen Dösen und Aus-dem-Fenster-Gucken. Ich hole aus meinem Rucksack von der Gepäckablage meinen Pullover, benutze ihn als Kopfkissen an der recht unbequemen Kopflehne. Die alte Frau gegenüber lächelt – und schüttelt den Kopf! In Bulgarien ist es angeblich so, daß Kopfschütteln Zustimmung bedeutet und Kopfnicken Ablehnung – und hier ist der Beweis, daß es wirklich so ist… Andere Welt. Gemütlich rattert der Zug über die Schienenstöße durch das Tal der Iskar, das ich schon bei der Reisevorbereitung als sehenswert eingestuft hatte. Nur ist es noch viel uriger, felsiger und steiler als vermutet. An einer Baustelle geht es nur langsam voran. Eine Horde Arbeiter steht an den Gleisen. Einer winkt den Reisenden im Zug zu - wirklich herzlich freundlich, so wie wir früher als Kinder. Ich blättere in meinem Bulgarienreiseführer.
Am Bahnhof ist wenig Publikumsverkehr, es fahren auch viel weniger Züge als in Deutschland. Nicht stündlich in jede Richtung, sondern nur 3-4 x täglich. Man wartet nicht auf dem Bahnsteig, da gibt es auch gar keine Sitzgelegenheiten, sondern in der Halle. Wenn auf der Anzeige bekanntgegeben wird, auf welchem Gleis der Zug fährt, geht man dorthin. Im Zug gibt es Abteile zu je 8 Plätzen. Ich bin ziemlich zeitig da und sichere mir einen Fensterplatz. Das ist auch gut, denn nach und nach füllen sich alle Plätze. Mir gegenüber sitzt eine alte Frau. Lehm ist an ihren Schuhen und Hosenbeinen. Die Zugfahrt hat noch etwas von der Bedeutsamkeit längst vergangener Jahrzehnte: 8 Fahrgäste werden in einem Abteil vorübergehend zu einer kleinen Gemeinschaft, ganz bunt durcheinandergewürfelt, wir alle haben nichts gemeinsam außer der Zugreise. Der Exot bin ich. Ich bin müde. Kann mich nicht entscheiden zwischen Dösen und Aus-dem-Fenster-Gucken. Ich hole aus meinem Rucksack von der Gepäckablage meinen Pullover, benutze ihn als Kopfkissen an der recht unbequemen Kopflehne. Die alte Frau gegenüber lächelt – und schüttelt den Kopf! In Bulgarien ist es angeblich so, daß Kopfschütteln Zustimmung bedeutet und Kopfnicken Ablehnung – und hier ist der Beweis, daß es wirklich so ist… Andere Welt. Gemütlich rattert der Zug über die Schienenstöße durch das Tal der Iskar, das ich schon bei der Reisevorbereitung als sehenswert eingestuft hatte. Nur ist es noch viel uriger, felsiger und steiler als vermutet. An einer Baustelle geht es nur langsam voran. Eine Horde Arbeiter steht an den Gleisen. Einer winkt den Reisenden im Zug zu - wirklich herzlich freundlich, so wie wir früher als Kinder. Ich blättere in meinem Bulgarienreiseführer.
An einem Zwischenhalt ein Idyll von vor etwa 100 Jahren: Gepflegtes
Bahnhofsgebäude mit Ranken, Grünanlagen und mehreren stattlichen Bäumen. Alle Schilder
sind aus Emaille und der Originalzeit, zweisprachig in Bulgarisch und
Französisch (Chef de gare, Salle d´ attente etc.). Die Stationsvorsteherin
steckt in einer übertrieben frischen makellosen Uniform und grüßt den Zug. Ich
stehe auf und greife an den Fenstergriff, mit fragendem Blick auf die mitreisende
alte Dame, und sie schüttelt den Kopf – also: Ja, bitte aufmachen! Und ich nicke
ganz automatisch – das heißt hier aber „nein“! Kein Wunder, wenn ich ihr seltsam
vorkomme. Aber vielleicht sind die Bulgaren seltsames Verhalten von Ausländern
ja schon gewohnt. In Pleven steigt die Alte aus - und sagt „Tschüß“ zu mir!!! Inzwischen
regnet es. Seit Mezdra ist der Zug auf neu ausgebauter Strecke durchaus schnell
gefahren – und ohne das Rattern der Schienenstöße. Umsteigen in Gorna
Orjahovica.
Der Zug Richtung Veliko Tarnovo ist ein alter verdreckter Triebwagen.
Offensichtlich noch nie von außen gewaschen, von innen nur selten. Ob der
Bahnhof Trapezica, wo ich aussteigen will, noch in Betrieb ist, zeigt sich
erst, als der Zug dort tatsächlich hält.
Ein verfallendes Bahnhofsgebäude,
einsam im Tal gelegen. Ich gehe in die Stadt hinein, die malerisch über mehrere
Flußschleifen angelegt ist. Es ist die frühere Hauptstadt des Landes, hat viele
Sehenswürdigkeiten, bedeutende Kirchen und ist heute ein beliebtes
Touristenziel mit ca 60.000 Einwohnern.
Ich komme im Hotel an, kurz nachdem es zu regnen beginnt.
Drei nette Damen sind an der Rezeption, können nur Bulgarisch, aber es geht.
Atemberaubend der Eintritt ins Hotelzimmer: Die Außenwand hat ein riesiges
Fenster mit Balkontür. Ich befinde mich hoch über dem Flußtal am Scheitel einer
der Schleifen, über die sich Veliko Tarnovo erstreckt, mit Panoramablick auf
einen Teil der Altstadt und auf die riesige Festung mit den viele hundert Meter
langen Befestigungsanlagen. Ich verlängere sofort auf 2 Nächte, dann kann ich
morgen mit leichtem Gepäck wandern – sofern das Wetter mitmacht. Am Abend spaziere
ich durch die Stadt, suche mir ein Restaurant und gönne mir ganz entgegen
meiner sonstigen Reisegewohnheiten ein köstliches Festmahl mit großen Portionen
und örtlichem Hauswein, ein sehr trockener, enorm fruchtiger und kräftiger
Muskat.
Normalerweise esse ich auf Reisen unterwegs gekaufte Nahrung
aus Bäckereien und Supermärkten. Hier aber habe ich mir vorgenommen, mich
ausnahmsweise immer an die Gastronomie zu halten: Ich möchte so wenig wie
möglich mit mir herumtragen (mein Rucksack ist ja mein gesamtes Gepäck) und
außerdem ist Essengehen hier so billig, daß sogar ich es mir leisten kann und
möchte.
Im Hotelzimmer gibt es auch einen Fernseher. Ein
bulgarischer Sender bringt Tag und Nacht Popmusik, gefällt mir sehr gut. Die
Mischung der unterschiedlichen kulturellen Einflüsse im Land kommt hier sehr
gut zum Ausdruck: Neben „eindeutig“ bulgarischer Musik gibt es türkische und
griechische Songs, und erstaunlicherweise ganz viel Popmusik aus Südamerika.
Tatsächlich hat das sowohl vom Rhythmus als auch der Instrumentierung sehr viel
mit der bulgarischen Musik gemeinsam, man denke nur an das Akkordeon. Die
bulgarische Popmusik ist professionell gemacht, sehr melodisch und gekonnt
arrangiert.
Freitag, 6. Juni 2014
Morgens bin ich noch etwas unentschlossen, das Wetter ist nicht gut. Dichte Wolken, vielleicht wird es regnen. Ich breche um 10 Uhr auf, laufe durch die Altstadt, komme zufällig an eine Touristeninformation, die sogar geöffnet ist. Einer spricht Englisch, ich erkundige mich nach einem Bus Richtung Emen. Dort möchte ich gern wandern. Der Bus ist aber schon vor Stunden losgefahren. Also lasse ich mich zu einem Taxi überreden, das er mir rufen will, wir handeln 20 Leva als Preis aus. Für die Rückfahrt schreibt er mir einen Zettel, den ich vielleicht brauchen werde: Die Frage nach dem Bus nach Veliko Tarnovo auf Bulgarisch. Am Computer sehe ich, wie eine bulgarische Tastatur aussieht, und daß man mit einer Funktionstaste auf lateinische Buchstaben umschalten kann. 5 Minuten später saust das Taxi an: Der Fahrer ist jung, barfuß, gutgelaunt und redet viel. Sehr unkonventionelle Fahrweise…. Am Ortsrand von Emen setzt er mich ab, von hier soll es einen Wanderweg geben nach Norden durch eine Schlucht mit Wasserfall.
Morgens bin ich noch etwas unentschlossen, das Wetter ist nicht gut. Dichte Wolken, vielleicht wird es regnen. Ich breche um 10 Uhr auf, laufe durch die Altstadt, komme zufällig an eine Touristeninformation, die sogar geöffnet ist. Einer spricht Englisch, ich erkundige mich nach einem Bus Richtung Emen. Dort möchte ich gern wandern. Der Bus ist aber schon vor Stunden losgefahren. Also lasse ich mich zu einem Taxi überreden, das er mir rufen will, wir handeln 20 Leva als Preis aus. Für die Rückfahrt schreibt er mir einen Zettel, den ich vielleicht brauchen werde: Die Frage nach dem Bus nach Veliko Tarnovo auf Bulgarisch. Am Computer sehe ich, wie eine bulgarische Tastatur aussieht, und daß man mit einer Funktionstaste auf lateinische Buchstaben umschalten kann. 5 Minuten später saust das Taxi an: Der Fahrer ist jung, barfuß, gutgelaunt und redet viel. Sehr unkonventionelle Fahrweise…. Am Ortsrand von Emen setzt er mich ab, von hier soll es einen Wanderweg geben nach Norden durch eine Schlucht mit Wasserfall.
Gleich zu Anfang geht es abseits vom Weg eine Treppe am
Felsen hoch. Ich bin neugierig und komme zum Eingang einer ziemlich großen
Höhle. Taschenlampen habe ich ja mit. Die Höhle muß einmal zu irgendeinem
Gewerbe genutzt worden sein, es gibt Einbauten aus Beton, Stromkabel,
asphaltierten Fußboden und Wasserablauf. Trotzdem ist es abenteuerlich, ich
gehe ein paar hundert Meter weit hinein. Zahllose Fledermäuse, aber um diese
Jahreszeit störe ich sie wohl kaum beim Winterschlaf. Die Höhle muß sehr lang sein.
Es weht mir ständig ein leichter Luftzug entgegen, also muß irgendwo ein
Ausgang oder eine andere Öffnung sein. Ich gehe trotzdem wieder zurück, so ganz
alleine ist es doch ein bißchen unheimlich. Mittlerweile ist richtig sonniges
Sommerwetter. Ich gehe zur Schlucht, die ist eng, tief und sehr reizvoll, ein zerklüftetes
kleines Durchbruchstal mitten in eine sanfte wellige Hügellandschaft
eingeschnitten. Schöne Blumen und Insekten.
Der „Ökopfad“, für den Schilder
werben und die EU-Fördermittel preisen, ist nicht begehbar, da die Brücken
verfallen sind, also kann ich auch den Wasserfall nicht erreichen.
Am Ausgang des Durchbruchstals ein
Stauweiher, inzwischen hat es angefangen zu regnen. Aber die Schuhe sind gut.
Heute früh habe ich mein T-Shirt von gestern zerrissen und mit einem Stück
davon die kritische Stelle im linken Schuh stabil ausgestopft. Und ein
Regencape habe ich auch mit. Nun geht es im Nieselregen ein paar Kilometer
durch eher langweilige Landschaft. Auf dem Waldweg begegnet mir ein Auto. Ich
stelle mich an den Wegrand, um Platz zu machen. Der Fahrer fuchtelt wild mit
den Armen und schüttelt den Kopf. Erst bin ich verwundert, dann fällt mir ein,
daß er wohl auf bulgarische Art den Wanderer freundlich gegrüßt hat! Ich benutze mein Handy, um per Internet festzustellen,
daß von dem 5-6 Kilometer vor mir liegenden Bahnhof Mihaltsi-Stambolovo in 2 Stunden ein Zug nach Gorna Orjahovica
fährt und ich also nicht bis Pavlikeni weitere 7 km wandern muß. Ich komme ins
Dorf Mihaltsi. Es ist recht groß, besteht aus einer ganzen Menge Straßen. Alle
sind Schlamm- oder Schotterpisten, geteert ist nur die große Durchgangsstraße.
Ein Idyll aus längst vergangenen Jahrzehnten. Allerdings sind mindestens drei
Viertel der Häuser leer und dem Verfall
preisgegeben. Vor fast jedem bewohnten Haus weht die bulgarische Flagge, wie
überall im Land.
In der Dorfmitte Reste von Verwaltung, Handel, Infrastruktur:
Alles leer, manchmal mit „Zu Verkaufen“-Schild. Nur etwas abseits ist in einem
Haus noch ein kleiner Laden offen. Ich brauche eigentlich nichts, gehe aber
trotzdem rein, weil ich neugierig bin. Wenigstens Wasser kann ich
ja kaufen. Ein paar Alte aus dem Dorf sitzen in dem sehr kargen Ladenlokal und
plaudern. Sie sind sehr freundlich, ich kaufe eine Flasche Wasser und eine Art
Cola, an deren Etikett ich erkennen kann, daß sie ohne Zucker ist. Die schmeckt ganz ausgezeichnet, nämlich ganz
intensiv nach chemischem künstlichem Aroma, das mich sehr an meine Kindheit
erinnert. Später werde ich feststellen,
daß es diese Getränke hier überall gibt, mit künstlichem Geschmack auch in
Gelb, Grün, Rot, und immer nur mit Süßstoff und ohne Zucker. Meine Flasche ist
auf Rumänisch, Griechisch und Bulgarisch beschriftet – 3 Nachbarländer, 3
verschiedene Sprachen, 3 verschiedene Schriften, und doch sind alle 3 Mitglied
in der EU. Wo auf der Welt gibt es Ähnliches?
Gegen 15 Uhr erreiche ich den Bahnhof Mihaltsi-Stambolovo.
Das Bahnhofsgebäude verfällt, dennoch ist der Warteraum
offen, der Billetschalter ist zu. Durch das Sprechfenster ein Blick in den
Dienstraum aus einer vergangenen Welt. Ich finde einen gut versteckten Schlüssel,
der paßt aber nirgends am ganzen Gebäude.
Im Zug begegne ich sogleich dem Schaffner. Der setzt sich
mit mir hin, um ein Billett auszustellen, das dauert lange. Kostet schließlich
2,40 Leva.
Der Sitznachbar ist sehr freundlich, gesprächig und neugierig. Er ist
24, arbeitet in einem Mobilfunkladen. Er verdient 800 Lv im Monat. Ein Freund
von ihm ist Krankenhausarzt und verdient nur 600. Da ist es kein Wunder, daß
alle, die etwas können, längst im Ausland sind.
In Veliko Tarnovo gibt es jeden Abend eine „Light and Sound Show“, bei der die Festung Kulisse einer sehr eindrucksvollen Lichtervorstellung wird. Die Stadtgeschichte und Musik ertönt dazu in Gaststätten. Vom Hotelzimmerbalkon aus kann ich das Spektakel genießen, nur meine Kamera taugt dafür nicht genug.
In Veliko Tarnovo gibt es jeden Abend eine „Light and Sound Show“, bei der die Festung Kulisse einer sehr eindrucksvollen Lichtervorstellung wird. Die Stadtgeschichte und Musik ertönt dazu in Gaststätten. Vom Hotelzimmerbalkon aus kann ich das Spektakel genießen, nur meine Kamera taugt dafür nicht genug.
Sonnabend, 7. Juni 2014
Heute geht es Richtung Vraca, in den Nordwesten des Landes. Ich bin spät dran und der Weg zum Bahnhof ist weit, also nehme ich für 4 Lv ein Taxi . Der Taxifahrer spricht Bulgarisch und Spanisch, also unterhalten wir uns gut, eben auf Spanisch. Ein streunender Hund unterhält die Wartenden am Bahnhof, indem er zirkusreif ein „Lachgesicht“ mit abgeknickten Ohren zieht und Pfötchen anwinkelt. Der Zug hat Verspätung. Der Anschlußzug Varna-Sofia wartet aber selbstverständlich. Dasselbe beim Umsteigen in Mezdra Jug (Süd). Hier aber: Umsteigen ohne Bahnsteig. Der andere Zug steht auf dem übernächsten Gleis und wir laufen übers Schotterbett. Der Zug ist überfüllt. Wegen der Hitze bleibt die Waggontür offen, wir Männer stehen in den Türen, um die Damen vor dem Herausfallen zu schützen. Oder weil wir so vom Fahrtwind etwas abbekommen. Vraca hat kein Bahnhofsschild. Ich frage sicherheitshalber nochmal jemanden. Antwort: „Yes“.
Heute geht es Richtung Vraca, in den Nordwesten des Landes. Ich bin spät dran und der Weg zum Bahnhof ist weit, also nehme ich für 4 Lv ein Taxi . Der Taxifahrer spricht Bulgarisch und Spanisch, also unterhalten wir uns gut, eben auf Spanisch. Ein streunender Hund unterhält die Wartenden am Bahnhof, indem er zirkusreif ein „Lachgesicht“ mit abgeknickten Ohren zieht und Pfötchen anwinkelt. Der Zug hat Verspätung. Der Anschlußzug Varna-Sofia wartet aber selbstverständlich. Dasselbe beim Umsteigen in Mezdra Jug (Süd). Hier aber: Umsteigen ohne Bahnsteig. Der andere Zug steht auf dem übernächsten Gleis und wir laufen übers Schotterbett. Der Zug ist überfüllt. Wegen der Hitze bleibt die Waggontür offen, wir Männer stehen in den Türen, um die Damen vor dem Herausfallen zu schützen. Oder weil wir so vom Fahrtwind etwas abbekommen. Vraca hat kein Bahnhofsschild. Ich frage sicherheitshalber nochmal jemanden. Antwort: „Yes“.
Kleinstadt am Rande eines
senkrecht aus der Ebene aufsteigenden Gebirges, des Vracansky Balkan.
Oben in
den Bergen soll es eine Höhle geben und in der Nähe eine Herberge. Auf
geht´s! Bei einigen Leuten ist heute Großreinemachen.
. Das heißt, der große Wohnzimmerteppich liegt vor dem Haus auf der
Straße ausgebreitet
und 1-3 Frauen reinigen ihn mit Schrubber und Seife. Am Stadtrand eine
Gaststätte. Nur dadurch zu erkennen, daß draußen jemand sitzt und ißt.
Eine Herausforderung
für mich! Ich gehe rein, um zu essen. Es gibt eine Tafel an der Wand,
mit dem
Speisenangebot auf Bulgarisch. Ein bißchen kann ich verstehen, der Rest
geht
mit Händen und Füßen (aber nicht mit dem Kopf nicken!) Die Bedienung
freut sich
fast genausosehr wie ich über die erfolgreich aufgegebene Bestellung.
Zum Schweinefleisch bekomme ich Pommes Frites - sehr zu meiner Freude,
denn ich dachte, ich hätte Kartoffelpüree bestellt.
Nun geht es ins Gebirge. Dorfkinder schwimmen im Bach. Viele
Bulgaren haben zum Sonnabend einen Ausflug hierher gemacht, grillen im Tal oder
sonnen sich auf den Wiesen. Viele Kletterer mit professioneller Ausrüstung sind
unterwegs und seilen sich an oder ab. Sommerfrische.
Die Wanderung geht steil bergauf, ich orientiere mich an dem
stillgelegten Sessellift und an der Straße, deren Serpentinen oft mit einem
steilen Trampelpfad abzukürzen sind. Es geht etwa 800 Höhenmeter hinauf und
dann wieder 200 hinunter. Die Landschaft ist paradiesisch. Ich durchquere
riesige dichte Wiesen, auf denen es intensiv nach Kräutern duftet und Unmengen
von Insekten leben. Zwischendurch muß ich mich umziehen – ich brauche hier
lange Hosen und Strümpfe, statt kurze Hosen und barfuß in Badelatschen – denn sonst
würde ich mir an den vielen Disteln und anderen Pflanzen die Beine und Füße
aufschneiden.
Schließlich ist am Ende des Weges eine Art FDGB-Ferienheim,
Personal spricht nur Bulgarisch, ich bekomme für 17 Lv ein Zimmer sogar mit
eigenem Bad. Naja, eher eine Naßzelle. Das typisch bulgarische Badezimmer ist –
wie schon in Veliko Tarnovo - eine kleine Kammer mit Klo, Bodenablauf und
Duschkopf. Bei geschlossener Tür dient es als WC oder als Duschkabine.
Eigentlich praktisch, ist nur ungewohnt und erfordert neuen Umgang mit nassen
Füßen und nassem Fußboden.
Nach Vraca sind es 22 Kilometer, zum nächsten Dorf immerhin
16. Hier oben im Nichts fühle ich mich sehr wohl. Und es gibt sogar ein
Restaurant, also ist für alles gesorgt. Schuld daran ist wohl die 100 m entfernt
gelegene Ledenika – Höhle („Gletscherhöhle“), eine bedeutende Touristenattraktion.
Pfingstsonntag, 8. Juni 2014
Ich habe gut geschlafen in der sozialistischen Herberge. Die nette Bedienung mit Englischkenntnissen, die für mich gestern abend noch in „meiner“ Sprache mit dem Kopf genickt hat, schüttelt diesen heute beim Frühstück schon für „Ja“. Am Morgen nehme ich an einer Führung durch die Höhle teil, zwischen mehreren Schulklassen. Ringsherum auf dem Gelände wird gerade eine Art Freizeitpark für Kinder angelegt, mit einer Waldbühne und allerlei kitschigen Plastikdingen, die den Kindern sicherlich gefallen.
Pfingstsonntag, 8. Juni 2014
Ich habe gut geschlafen in der sozialistischen Herberge. Die nette Bedienung mit Englischkenntnissen, die für mich gestern abend noch in „meiner“ Sprache mit dem Kopf genickt hat, schüttelt diesen heute beim Frühstück schon für „Ja“. Am Morgen nehme ich an einer Führung durch die Höhle teil, zwischen mehreren Schulklassen. Ringsherum auf dem Gelände wird gerade eine Art Freizeitpark für Kinder angelegt, mit einer Waldbühne und allerlei kitschigen Plastikdingen, die den Kindern sicherlich gefallen.
Ich bemühe mich, für den Weg zurück nach Vraca eine
andere Wanderung zu machen, nämlich sozusagen in der Steilwand hinab zur Stadt
anstelle des weitgeschwungenen aber weniger steilen Umwegs, den ich gekommen
bin. Ich finde über das Höhlenpersonal eine Dame, die den Weg kennt und mir
beschreiben kann – sie kann leider nur Bulgarisch. Ich breche auf, finde den Weg aber nicht oder
verpasse die richtige Abzweigung. Um kein Risiko einzugehen (wenn ich hier
verlorengehe, findet mich vielleicht monatelang niemand), nehme ich den Rückweg
ähnlich dem Weg, den ich hergekommen bin.
Ein Abstecher zur Bergstation des stillgelegten Sessellifts. Ein beeindruckender Ort. Am Rand der Hochebene auf dem Karstgebirge mit saftigen Wiesen auf gut 1000 m Höhe, wo diese fast senkrecht 700 m tief zur Donautiefebene hin abbricht. Diese atemberaubende Aussicht wird noch gekrönt von der verlassenen ungesicherten Sesselliftbergstation, in der man herumklettern kann und so weit auf die verrosteten Stahlgitter hinaustreten, wie man sich eben traut.
Ein Abstecher zur Bergstation des stillgelegten Sessellifts. Ein beeindruckender Ort. Am Rand der Hochebene auf dem Karstgebirge mit saftigen Wiesen auf gut 1000 m Höhe, wo diese fast senkrecht 700 m tief zur Donautiefebene hin abbricht. Diese atemberaubende Aussicht wird noch gekrönt von der verlassenen ungesicherten Sesselliftbergstation, in der man herumklettern kann und so weit auf die verrosteten Stahlgitter hinaustreten, wie man sich eben traut.
Ich wandere bergab, immer wenn ich ein Stück weit die Serpentinenstraße
nutze, halte ich den Anhalterdaumen raus. Nach einer Weile nimmt mich ein (nur
bulgarisch sprechendes) Paar mit runter nach Vraca. In einem Straßencafé trinke
ich ein Glas, um per Handy Internet nutzen zu können und einen Zug nach Bov
rauszusuchen. Die Schulklassen von der
Höhle heute früh treffe ich hier auch wieder.
Ich warte am Bahnhof auf den Zug
nach Mezdra. Als er einfährt, fotografiere ich ihn, denn es gibt sonst nichts
zu tun. Der Lokführer sieht es und ist begeistert, winkt, tutet und gibt
Lichthupe.
In Mezdra hat der Zug Vidin – Sofia etwa auf halber Strecke 20 Minuten Aufenthalt. Die meisten Fahrgäste steigen aus, um etwas zu essen oder zu trinken. Ich auch, denn ich muß hier umsteigen. Außerhalb des belebten Bahnhofs sehe ich eine Kleinstadt im Mittagsschlaf.
In Mezdra hat der Zug Vidin – Sofia etwa auf halber Strecke 20 Minuten Aufenthalt. Die meisten Fahrgäste steigen aus, um etwas zu essen oder zu trinken. Ich auch, denn ich muß hier umsteigen. Außerhalb des belebten Bahnhofs sehe ich eine Kleinstadt im Mittagsschlaf.
Beim Bahnhof entscheide ich
mich voller Abenteuerlust für die häßlichste der Gaststätten, um etwas zu
essen. Zeitreise in die 70er Jahre. Je ärmlicher das Ambiente, desto
freundlicher scheint das Personal zu sein. Die Bedienung sieht aus wie Damen, um
die ich 1989 am Bahnhof Zoo einen großen Bogen gemacht habe, ist aber charmant,
freundlich und genauso daran interessiert wie ich, ein leckeres Essen für mich zu
erreichen. Es glückt und ich esse mich für knapp 4 Lv satt. Buletten, dazu Bratkartoffeln UND Brot. Dann nehme ich den Bummelzug
ins Iskartal nach Bov.
In der kleinen Siedlung Bov-Gara (Bov-Bahnhof) frage ich im
Laden und in der Kneipe nach einer Pension. Man spricht nur Bulgarisch. In der
Kneipe meint eine Frau, es gäbe da etwas, und beschreibt mir den Weg dorthin,
etwa 20 Minuten weit sei es weg. Alles auf Bulgarisch… Ich laufe los, murmele
ihren Hinweis „Vasova Ekopateka“ die ganze Zeit immer wieder vor mich hin,
damit ich ihn nicht vergesse.
Nach einer Weile sehe ich tatsächlich ein Schild „Vasova Ekopateka“, dem ich folge. Es ist bereits später Nachmittag. Der Weg führt zu dem hohen Wasserfall, den ich mir eigentlich erst morgen angucken wollte. Ich bin schon 2 Stunden unterwegs, es ist heiß, und es geht die ganze Zeit steil bergauf, den Hang des Tals hoch. Zweimal begenen mir Wanderer, die ich nach einer Pension fragen kann und die mich weiter bergauf schicken... Ganz oben dann der Wasserfall, der schmal , aber tatsächlich sehr hoch ist. Ein kleiner idyllischer Wiesenbach auf der Hochebene, der an deren senkrechtem Abbruch spektakulär 80 Meter nach unten stürzt.
Nach einer Weile sehe ich tatsächlich ein Schild „Vasova Ekopateka“, dem ich folge. Es ist bereits später Nachmittag. Der Weg führt zu dem hohen Wasserfall, den ich mir eigentlich erst morgen angucken wollte. Ich bin schon 2 Stunden unterwegs, es ist heiß, und es geht die ganze Zeit steil bergauf, den Hang des Tals hoch. Zweimal begenen mir Wanderer, die ich nach einer Pension fragen kann und die mich weiter bergauf schicken... Ganz oben dann der Wasserfall, der schmal , aber tatsächlich sehr hoch ist. Ein kleiner idyllischer Wiesenbach auf der Hochebene, der an deren senkrechtem Abbruch spektakulär 80 Meter nach unten stürzt.
Ganz oben angekommen erreiche
ich das Dorf Zasele. Und ich schätze immer noch, daß ich mit raschem Schritt
wieder hinunter ins Tal eilen und noch den Abendzug nach Sofia erreichen kann,
falls ich hier kein Zimmer bekomme.
In Zasele hat der Dorfladen noch geöffnet. Ich gehe rein und erkundige mich nach einem Zimmer hier im Dorf. Ja, es gebe etwas für 40 Lv. Ich bin erleichtert, lasse mir das aber nicht anmerken und rolle ein bißchen mit den Augen - dann gibt es etwas für 20 Lv. Ich sage zu, man bedeutet mir zu warten. Ich setze mich mit einem kalten Bier draußen an einen Tisch. Norbert ruft mich auf dem Handy an und ist erstaunt, daß ich in Bulgarien bin. Auf dem Grundstück hinter dem Laden stehen einige Bungalows – die Ladeninhaberin bereitet einen für mich vor, putzt und bezieht ein Bett. Dann bittet sie mich herein, erklärt und zeigt mir alles in sehr deutlich gesprochenem Bulgarisch (fast ein kleiner Sprachkurs - sie zeigt und sagt Handtuch, Dusche, WC, Seife, Fernseher usw.) Ich bin sehr zufrieden, habe nicht nur ein Zimmer, sondern eine eigene Hütte.
In Zasele hat der Dorfladen noch geöffnet. Ich gehe rein und erkundige mich nach einem Zimmer hier im Dorf. Ja, es gebe etwas für 40 Lv. Ich bin erleichtert, lasse mir das aber nicht anmerken und rolle ein bißchen mit den Augen - dann gibt es etwas für 20 Lv. Ich sage zu, man bedeutet mir zu warten. Ich setze mich mit einem kalten Bier draußen an einen Tisch. Norbert ruft mich auf dem Handy an und ist erstaunt, daß ich in Bulgarien bin. Auf dem Grundstück hinter dem Laden stehen einige Bungalows – die Ladeninhaberin bereitet einen für mich vor, putzt und bezieht ein Bett. Dann bittet sie mich herein, erklärt und zeigt mir alles in sehr deutlich gesprochenem Bulgarisch (fast ein kleiner Sprachkurs - sie zeigt und sagt Handtuch, Dusche, WC, Seife, Fernseher usw.) Ich bin sehr zufrieden, habe nicht nur ein Zimmer, sondern eine eigene Hütte.
Ich frage, ob es etwas zu essen gibt – Ja, sie hat noch Bop, ein
typisches bulgarisches Gericht. Einverstanden. Sie bringt einen Teller kräftige
Suppe mit dicken Bohnen, Erbsen und Linsen. Schmeckt wie höchstwahrscheinlich hausgemacht,
nicht wie Fertigbrühe. Dazu etwas Brot. Abends wird es in dem ruhigen Dorf
völlig still, ich schlafe früh ein und tief.
Pfingstmontag, 9. Juni 2014 Ich weiß nicht mal, ob der Pfingstmontag in Bulgarien Feiertag ist. Gestern zum Pfingstsonntag war schließlich auch überall geöffnet, nur in der Fußgängerzone von Vraca hatten einige Läden zu. Ich gehe morgens in den Laden und buche gleich noch eine Nacht, denn es gefällt mir hier und mein bulgarisches Geld müßte dann reichen. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg, zurück nach Bov Gara, am Wasserfall entlang. Diesmal bergab und mit viel Zeit, die Natur zu bestaunen und die Aussicht zu genießen.
Pfingstmontag, 9. Juni 2014 Ich weiß nicht mal, ob der Pfingstmontag in Bulgarien Feiertag ist. Gestern zum Pfingstsonntag war schließlich auch überall geöffnet, nur in der Fußgängerzone von Vraca hatten einige Läden zu. Ich gehe morgens in den Laden und buche gleich noch eine Nacht, denn es gefällt mir hier und mein bulgarisches Geld müßte dann reichen. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg, zurück nach Bov Gara, am Wasserfall entlang. Diesmal bergab und mit viel Zeit, die Natur zu bestaunen und die Aussicht zu genießen.
Am Bahnhof Bov erkundige
ich mich nach dem Zug morgen früh Richtung Sofia. Er fährt ein paar Minuten
früher, als das Internet gesagt hat. Dann laufe ich flußaufwärts auf der
Steilhangseite zum nächsten Dorf. Hier gibt es nur den Pfad, keine Straße. Ein
Naturparadies. Wie anscheinend überall im Land kommt man an gefaßten Quellen
vorbei, an jeder mache ich kurz Halt und fülle meine Flasche mit kaltem
frischem Wasser.
Diesen Baum kannte ich nicht und probierte die Früchte deshalb nicht. Schade, es sind nämlich Maulbeeren.
Oben: Alte Autos, unten: Ein Storch fliegt das Tal entlang
Auch sind an den schönen Stellen des Wegs immer Sitzgelegenheiten
eingerichtet, die zum Träumen einladen. Am Steilhang wird der Uferweg zu einem
schmalen Trampelpfad, der Kalkfelsen erzeugt ein sehr warmes Mikroklima, und es
gibt Unmengen an Libellen! Mindesten 10 verschiedene Arten, stellenweise so
viele, daß ich mit der Hand wedele, obwohl es keine Berührungen gibt.
Im nächsten Dorf mache ich Pause vor der Dorfkneipe mit einer dieser leckeren bunten Chemie-Limos und laufe dann eine Straße hoch Richtung Zasele, wo ich abends wieder ankomme.
Im nächsten Dorf mache ich Pause vor der Dorfkneipe mit einer dieser leckeren bunten Chemie-Limos und laufe dann eine Straße hoch Richtung Zasele, wo ich abends wieder ankomme.
3 wilde Hunde bemerken mich, ich mache den Fehler und lasse sie
bemerken, dass ich sie auch bemerkt habe. Sie eilen bellend, aber freundlich
auf mich zu. Ich bin sehr sehr freundlich, lobe und preise sie und tätschele
einem oder zweien auf dem Kopf herum. Nun werden sie noch übermütiger, wollen
spielen und schnappen nach meinen Beinen und Armen… Blitzschnelle Entscheidung:
Freundlich sein hilft hier nicht. Ich fange an, laut auf Deutsch zu schimpfen und
klatsche kräftig in die Hände. Das war das richtige Zeichen, denn sofort
trollen sie sich und verschwinden zu ihrer Ausgangsposition. Ich bin sehr erleichtert und laufe schnell (aber nicht zu schnell!)
weiter.
Das Dorf ist ein landwirtschaftliches
Idyll, aber das Leben ist wohl hart hier. Im Sommer ist es 10 Grad heißer und
im Winter 10 Grad kälter als bei uns. Leer stehen etwa die Hälfte der Häuser.
Ich mache noch eine Runde durchs Dorf. Die Hauptstraße und eine Stichstraße
sind geteert, der Rest sind unbefestigte Schlamm- und Feldwege. Um die Häuser
ausgiebige Nutzgärten und wunderschöne Blumengärten.
Auch hier wieder die
seltsame Indifferenz der Bulgaren. Sie
gucken mich an, ohne irgendwelche Emotionen zu zeigen. Aber: Wenn ich den
Anfang mache und freundlich grüße, werde ich auch richtig freundlich
zurückgegrüßt.
Dienstag, 10. Juni 2014
Postzustellung in Bulgarien: In einen Holzkasten in der Dorfmitte legt der Briefträger die Briefe. Jeder Dorfbewohner kann sich seine Post hier holen. Ein gutgelaunter Kreis alter Frauen blättert die Briefe durch, nimmt einige mit und legt die restlichen wieder zurück. Für neuen Gesprächsstoff scheint gesorgt zu sein.
Dienstag, 10. Juni 2014
Postzustellung in Bulgarien: In einen Holzkasten in der Dorfmitte legt der Briefträger die Briefe. Jeder Dorfbewohner kann sich seine Post hier holen. Ein gutgelaunter Kreis alter Frauen blättert die Briefe durch, nimmt einige mit und legt die restlichen wieder zurück. Für neuen Gesprächsstoff scheint gesorgt zu sein.
Um 7.15 Aufbruch hinab ins Tal. So früh morgens liegen noch
ein paar Dunstschleier über der Landschaft und lassen sie noch romantischer
aussehen.
Nun schon zum dritten Mal passiere ich den hohen Wasserfall und er
ist immer noch beeindruckend. Meine Zeitplanung stimmt. In Bov am Bahnhof kaufe
ich eine Fahrkarte nach Sofia und habe danach noch gut 8 Lv übrig, davon
brauche ich nachher 1 Lv für den Bus zum Flughafen. Also bleiben mir 7 Lv für
Essen und 5 Postkarten (die Briefmarken habe ich schon in Veliko Tarnovo gekauft).
Frisches Quellwasser gibt es gratis und habe ich genug mit.
In Sofia bleibt mir Zeit für einen Bummel durch die Stadt,
aber hier gefällt es mir immer noch nicht. Nach den schönen ländlichen Gegenden
ist die laute, hektische und dreckige Stadt auch nicht schön. Hätte ich noch
Geld übrig, würde ich versuchen, ein oder zwei CDs mit bulgarischer Popmusik zu
kaufen, aber darauf verzichte ich. Postkarten, die ich ja noch schreiben will,
sind schwer zu bekommen und völlig überteuert. Schließlich finde ich hinter der
Kathedrale in einem Park lauter Souvenirverkäufer, frage nach Postkarten und
sie schicken mich zu einem Stand mit einem freundlichen uralten Ehepaar. Es
gelingt mir mit Geduld, der Alten für meine letzten paar Levamünzen tatsächlich
irgendwelche ollen Karten abzuschwatzen.
Nun mache ich mich beruhigt auf
Richtung Flughafen, werde im Bus innerhalb 15 Minuten dreimal kontrolliert –
aber diesmal habe ich ja ein Ticket. Bin auch sehr rechtzeitig dort. Es
geschieht nichts Unerwartetes mehr und ich habe noch reichlich Zeit, die
Postkarten zu schreiben und aufs Flugzeug zu warten.
Der Reisebericht ist viel zu lang, sollte eigentlich nur ein ausführlicher Kommentar zu den Bildern werden. 6 Tage in Bulgarien - vollgepackt mit neuen Erlebnissen, toll. Ich komme wieder.
Der Reisebericht ist viel zu lang, sollte eigentlich nur ein ausführlicher Kommentar zu den Bildern werden. 6 Tage in Bulgarien - vollgepackt mit neuen Erlebnissen, toll. Ich komme wieder.